Wenn wir schon Riga nicht sehen, besuchen wir wenigstens eine „normale“ lettische Stadt: Liepaja liegt auf der Route, wir finden einen stadtnahen, kostenlosen Parkplatz am Hafen, in dem auch ein Kriegsschiff liegt. Wir tigern los. Wir reden nicht viel. Die Stadt ist…merkwürdig … wir einigen uns auf „uneinheitlich“. Alte Sowjetbauten prägen das Stadtbild ebenso wie moderne Architektur und coole Bars. Neben noblen Restaurants finden wir auch eine alte Markthalle, in der allerhand angeboten wird, was wir nicht alles kennen/ erkennen.
Wieder mal froh eine Stadt zu verlassen, finden wir einen abgelegenen Stellplatz. Die Enkelin spricht einigermaßen Englisch, die Großmama überhaupt nicht. Dafür nimmt sie unsere Wäsche entgegen und lässt mich die Maschine beladen (YES – alles sauber für 2€). In 3 min durch die Dünen ist man am Meer, ein paarmal Wellentauchen muss sein!
Die geplante Radtour scheint einfach. Es gibt ein Prospekt mit fröhlich pedalierenden Freizeitradlern und der Beschreibung einer ausgeschilderten Route. Trotzdem fragen wir gpsies und laden noch etwas ähnlich aussehendes auf den Garmin und fahren frohgemut los auf der Suche nach dem ersten Schild. Nix. Dafür aber ein paar nette, sandige, Waldwege … wir halten grob die Richtung. Irgendwann stoßen wir auf ein Infoschild und biegen mal ab – treffen zwei Frauen (Mutter und Tochter), die uns wortreich erklären (also sie sprechen viel miteinander in fremden Zungen und versuchen uns dann die Quintessenz ihrer Einigung mitzuteilen), dass die Schilder genau hier anfangen. Die eine zeigt aus dem Fenster „go to the mill, my husband will wait for you and show you where it goes“. Gut. Fahren wir rüber zur Mühle, dort kommt uns tatsächlich ein Mann entgegen – eigentlich spricht er nicht wirklich gut deutsch (englisch gar nicht) aber wir verstehen irgendwie alles: Haaahhh. Großes europäisches Projekt, Leute hier am Tisch sitzen, viel Geld – guck hier: ein Schild! … Nachbargemeinde nicht gut, privat, jetzt keiner fahren. Lettische Leute fahren Auto. Alles Geld – weg, 10 Jahre – weg. Fragen euren Herr Kramer von Parlament.
Also doch keine Schilder ab hier – aber der nette etwas frustrierte Mann erklärt uns in etwa wo es langgeht, wir verstehen nix und richten uns nach dem gpsies-Track. Wirklich verlorengehen kann man auch nicht – rechts das Meer, links die Hauptstraße. Der Radtag wird anstrengend: entweder sandige Wege, die ab und zu nicht mehr fahrbar sind, oder „Straßen“, die von Querrillen übersät sind und einen die Zähne aufeinanderklappern lassen – zurück wollen wir einfach Straße „rollen“ und es werden 30 km schnurgeradeaus natürlich mit Gegenwind und Lkws, die einen komplett ignorieren bzw. unseren Tod billigend in Kauf nehmen. Trotzdem wird es unsere bisher längste Tour mit 74km und wir überleben.
Um uns wieder freundlich zu stimmen, nimmt uns die Großmutter heute nur 5€ ab (keine Ahnung warum, vielleicht hat sie Haralds wilde Gebärden als Unmut gedeutet und will ihn besänftigen). Der Enkel drückt uns eine Kiste Feuerholz in die Arme und schleppt uns einen tonnenschweren Grill ans Karlchen – der Abend ist gerettet.
Am nächsten Morgen stehen wir spät auf, packen gemütlich zusammen und gurken geruhsam weiter. Wir überqueren die Grenze, was man eigentlich nur an den Geschwindigkeitsvorgaben-Schildern sieht und erreichen unsere erste litauische Stadt: Palanga. Wir kreuzen ein bisschen darin herum, finden keinen kostenlosen Parkplatz und finden auch, dass hier zuviele Menschen rumlaufen. Also nur rasch in den Supermarkt, Reserven (=Bierreserven) aufgefüllt und ab zum nächsten abgelegenen, privaten Stellplatz. 10€ und ein verdammt neugieriger Ziegenbock. Prima. Wir rollen uns ein bisschen die Beine aus (30 km topfeben) und starten den angenehmen Teil des Abends.
:-)))
Und jetzt? Fährt Adam mit Euch? Oder ist er auf dem Grill gelandet?
Der Besitzer hat ihn von einem „Freund“ geschenkt bekommen und schlägt sich seither mit ihm rum. Wenn keine Gäste da sind langweilt Adam sich. Gestern musste er ihn die Treppe runterschieben (er schläft oben in einer der Hütten). Danach war Adam beleidigt und man hat gesehen, dass er drüber nachdenkt, was er jetzt kaputtmachen kann. Der blecherne Mülleimer wurde sein Opfer. Wir haben so gelacht…..