Mit Slowenien sind wir versöhnt. Nicht nur, dass wir, nachdem es auch „damals“ mit strömendem Regen angefangen hat, im Oktober 2019 eine lustige Singlespeed-WM bei Kobarid erleben durften (Danke Martin!), auch diesmal grüßt uns der neue Tag mit Sonne satt. Den ersten Biketag planen wir allerdings etwas unglücklich, aber wir machen etwas km und hm und kommen ausgetobt und hungrig wieder am Camp an. Unglücklich, weil wir auf Straße einige Höhenmeter vernichten, beim Bikepark Poseka (bei Ravne) erstmal nicht den richtigen Aufstieg finden und dann, oben angekommen, feststellen müssen, dass die Flowline gesperrt ist. Wir kämpfen uns quer durch den Wald durch Matsch und Wurzeln wieder nach unten und fahren dann etwas einsilbig die 600hm Straße wieder zu Karlchen… naja. Auch ein schlechter Tag auf dem Bike, ist besser als der beste Tag im Büro (gell, Heiko ;-)).
Am zweiten Tag sind die Trails genug abgetrocknet, so unsere Einschätzung, also erkunden wir den Trailpark, der vor unserer Haustür liegt. Es gibt blaue, rote und schwarze „All-Mountain- und Enduro“- Linien, aber weder Karte noch Ausschilderung sind optimal, egal, wir finden einiges, was für uns nicht nur fahrbar ist, sondern auch wieder etwas Sicherheit und Spaß bringt. Soviel Spaß, dass wir es wie geplant schaffen, am dritten Tag in einer kurzen Morgentour die meisten verbliebenen (roten) Spuren zu finden (!) und zu fahren. Trockene Wurzeln sind sowas Schönes!
Nächster Stopp ist der Petzen, auch hier gibt es einen Bikepark, diesmal aber mit Gondeln, die einen 1000hm weiter nach oben befördern – so oft man will, wenn man die entsprechende Tageskarte erstanden hat. Viermal rauschen wir auf plattgebügelten Pfaden mit einer Menge Steilkurven ins Tal. Es ist nichts, aber auch gar nichts, technisch anspruchsvolles, im Sinne von „naturnah“ dabei, aber wir müssen demütig feststellen, dass diese Art biken fast alle anderen besser beherrschen (an den Enduro-Trail „Thriller“ haben wir uns allerdings auch nicht rangetraut). Ich meinerseits würde auch mit Fullface-Helm und Ganzkörperprotektoren nicht wirklich schneller fahren, denn auch dann will man sich ja nicht auf die Fresse legen – sprich von einer Monster-Steilkurve gegen die Bäume gespuckt oder von einem Table ausgehebelt werden.
Übrigens ist der Bikepark Petzen bei Bleiburg schon in Österreich gelegen, d.h. wir haben schon wieder eine Grenze überschritten, und… was Wunder… diese Grenze war verwaist, wir sind einfach durchgerollt (sowas gibts noch – oder wieder?). Nach offizieller Lesart darf hier gar nicht eingereist werden, nur an benannten Grenzübergängen … aber wenn einen keiner aufhält, umso besser.
Wir verlassen Bleiburg nach einer Nacht Freistehen auf dem zentralen Parkplatz, finden ein Picknickplätzchen für den ersten Kaffee – plus – etwas versteckelt, fast unbenutzt, umso besser – ein kleines hölzernes Plumpsklo *grins*, was uns an vergangene Zeiten in Skandinavien und in den Nationalparks der baltischen Staaten erinnert. Nachdem wir am Abend einige Alternativen besprochen haben, entscheiden wir uns jetzt spontan um und steuern einen kleinen Familien-Campingplatz an. Am Telefon geht keiner ran, wir sind hochgespannt, ob die Schreckensnachrichten aus deutschen Landen jetzt und hier schon zutreffen und alles voll und ausgebucht ist.
„Nein, erst ab Mitte Juli,“ erfahren wir von Familie Sima. Jetzt ist es noch friedlich, wir teilen uns den schönen Platz mit nur wenigen Mitcampern und in der platzeigenen Badebucht sind wir alleine. Es fängt an zu regnen. Mensch! Wir haben jetzt in einer Woche schon mehr Regentage gehabt als in den vergangenen 10 Monaten … Es ist wie es ist: Alles Schöne geht einmal zu Ende, das Wetter erscheint uns messbare Instanz unseres Stimmungsverlaufs. Es geht hoch und runter. Wir müssen zugeben, derzeit klammern wir uns noch an unseren „gewohnten“ Tagesablauf, aber es fällt schwerer die Seele baumeln zu lassen und zu genießen.