Was macht man, wenn man um 22:00h in Tallinn ankommt, 15 min auswärts einen einsamen Parkplatz findet und der Supermarkt nahe bei noch bis 23:00h auf hat? na klar – man kauft ein Absackerchen und lässt den Tag ausklingen. Wir also rein in den Supermarkt, ne Flasche Wasser, ne Flasche Wein … laufen übers Band … und ZACK greift die Kassierer gezielt den Wein und stellt ihn hinter sich ??????????? Ah ha .. so machen die das hier mit wenig Einkommen … ? Eine Kundin klärt uns auf: „that’s policy here: no alcohol to be sold after 10:00 p.m.“ Ok, wir geben uns geschlagen und wandeln zurück zu Karlchen, wo wir aus Frust unsere letzten essbaren Vorräte aufmampfen, bevor wir endlich schlafen gehen. Ich habe ein bisschen Angst – ab und an kommt ein Auto auf den Parkplatz gefahren, es ertönt mehr oder weniger laute und mehr oder weniger gute Musik … ein bisschen Geschrei (mehr oder weniger), dann ist das Auto weg, bis das nächste kommt. Irgendwann realisiere ich “die tun nix” und schlafe ein.
Am nächsten Morgen ist unser erster Job „Wäsche waschen“. Dank Dr. Google (ehrlich gesagt weiß ich gar nicht mehr wie wir DAS gefunden haben) fahren wir zielstrebig zum einzigen Waschsalon (laut Rezension) Tallinns, stopfen unsere gesammelte Schmutzwäsche in die nagelneuen, Touchscreengesteuerten Maschinen … und… gehen zum benachbarten Supermarkt um unsere Reserven aufzufüllen. Zwei Flaschen Wein und 4 Flaschen Bier laufen wenig später mit etwas Fleisch, Milch und Zeug übers Band. Doch was ist das? Die Kassierer greift ein, zwei drei … alle Flaschen vom Band und stellt sie hinter sich? Verzweifelt schauen wir die nächstbeste, jüngere Kundin an, die uns aufklärt: kein Alkohol VOR 10:00h morgens??!!!!
Mann, Mann, Mann…
Wir warten also den Trockner bei einem McMuffin ab und kehren 30 min später in den Supermarkt zurück. Alle vor uns in der Schlange legen Sixpacks Bier aufs Band. Ob diese Gesetze wirklich taugen…. ?
Unser genialer Stellplatz ist an einer alten Radrennbahn (1969) und wir plaudern nach einer interessanten Radtour durch den Gonsenheimer Wald Tallinns mit dem Inhaber. Immer ca. 100 Kinder und Jugendliche werden hier ebenfalls seit 1969 trainiert und gefördert – der liebe Kerl wird lustig gesprächig; nachdem ich ihn um ein Foto gebeten habe, schenkt er uns auch zwei Trinkflaschen und lässt uns Runden auf der eigentlich geschlossenen Radrennbahn fahren.
Die Altstadt von Tallinn erkunden wir per Pedes, nachdem wir die Räder an der Tourismus-Info abgeschlossen haben… ganz schrecklich ist nicht nur der Auto-Stau in die Stadt (Stört uns eigentlich ja nicht), sondern auch die Horden Touristen, die die hübsche Innenstadt bevölkern. Wir sind froh endlich wieder draußen zu sein und finden am Abend ein sensationelles Café/ Restaurant, wo wir für 5€ / p.P. für 2h saunen und uns nachher den Bauch vollschlagen. Gegenüber liegt ein „Piratenschiff“, das von außen eher ein Spielkasino oder eine verruchte Kneipe vermuten lässt, sich aber als neueröffnetes, liebevoll, schaurig eingerichtetes Restaurant entpuppt, Die, ob der fehlenden Gäste, komplett zur Untätigkeit verdammte Bedienung, packt ihren gesamten Englisch-Wortschatz aus, um sich uns mitzuteilen. Sehr netter Abend und sauber, satt und abgefüllt sind wir auch: wir werden Tallinn denn doch in guter Erinnerung behalten. Unsere nächste Station an: der Nationalpark Laheema, wo es außer Bäumen, Bäumen und Bäumen nur tolle Trails und Feuerstellen gibt, welche wir beide ausgiebig nutzen werden ….
Wieso mögt ihr die Touristen nicht, ihr seid doch auch welche
Das hast du gut erkannt …. der ewige Widerspruch.