Seit vier Wochen sitzen wir hier in Drepano bei Nafplio fest. Wenig Neues gibt es von der Corona-Front zu berichten. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es hier noch keine Aussichten auf eine Öffnung, die Beschränkungen werden immer wieder verlängert oder wie jetzt am orthodoxen Osterfest sogar noch verschärft.
Weiterhin hat Griechenland kaum Infizierte und vergleichsweise wenig Todesopfer. Aber wie sieht die Exitstrategie des Landes aus, welches ca. ein Fünftel des BIP über den Tourismus generiert, in manchen Küstenregionen wie hier bis zu einem Drittel? Wir wissen es nicht!
Neu wiederum ist, dass wir (gezwungenermaßen) eine beträchtliche Zeit des Tages mit der Lektüre verschiedenster Medien verbringen. Inzwischen vermeiden wir es aber weitgehend, die Kommentare zu den jeweiligen Artikeln zu lesen – der Erkenntnisgewinn hält sich in Grenzen und der rüde Umgangston deprimiert (Neid, Denunziantentum, Blockwart- und Untertanenmentalität, Verschwörungstheorien usw.)
Wir rechnen jetzt mit mindestens vier weiteren Wochen, die wir hier auf dem Campingplatz zwangsläufig verbringen müssen. Ab 15. Mai sollen Fährbuchungen nach Italien möglich sein. Für uns ist es immer noch keine Option mit dem Flieger zurückzureisen und Karlchen auf ungewisse Zeit in Griechenland zu lassen. Inzwischen sind wir aber gar nicht mehr so sicher, was die Rechtsverbindlichkeit von EU-Abkommen (z.B. Reisefreiheit nach dem Schengener Abkommen) betrifft. Alles scheint möglich; vieles was für uns „früher“ als selbstverständlich galt, scheint nichts mehr wert zu sein. Und alles, was früher nicht normal war, soll jetzt Bis auf unbestimmte Zeit normal sein (Olav Scholz)? Bis hin zur Absurdität (Stimmt das: Bauen sie in Deutschland jetzt schon Parkbänke ab, damit man sich nicht mehr hinsetzen kann? „Verweilen“ als Ordnungswidrigkeit?) Wir haben uns auf jeden Fall damit abgefunden, dass wir in den letzten beiden Monaten unseres Sabbathjahres nicht mehr „Reisen“ können, d.h. sobald wir Griechenland verlassen geht es wohl auf „direktem“ Weg nach Hause.
Wenig Neues deswegen auch bei unserem Tagesablauf, wie ihr an den Bildern seht. Radfahren so oft und solange es erlaubt ist. Neu ist allerdings die zunehmende Blütenpracht, in der wir uns bewegen, die Orangenernte ist eingefahren, die Olivenzweige sind verbrannt – jetzt wird es zunehmend bunter. Leider korrelliert der Frühling mit einer exponentiellen Zunahme der Insekten, den Mund sollte man auf Tour geschlossen halten – bald kommt aber wohl auch hier der verpflichtende Mundschutz. Von Bienenstöcken halten wir inzwischen respektvollen Abstand, zu stichhaltig waren die Argumente unserer summenden Zeitgenossen.
Parkbänke sind noch vorhanden, sie wurden hier nicht abgebaut. Auf allen Wegen und auch abseits von Wegen herrscht hier reger Wanderer-, Hundeausführer- und Radverkehr – da ist noch reichlich Motivation vorhanden. Statt Fatzebuck und ähnlichem Kack solltet ihr besser mal “Die Regeln” lesen – das hat hohen Unterhaltungswert ist was für Ironie liebende hardcore-Radler. Macht was aus der verbleibenden Zeit – auch wenn ihr noch nicht weiter reisen könnt. Bis bald in Germanien, Volker
Was genau meinst due mit “Die Regeln” … die aktuellen Lockerungen (und alles andere) verfolgen wir über den SWR Podcast … immer schön bewegen, damit man nicht umfällt… Gruß Gwenda
Situation im Rheingau:
Alle Parkplätze am Rhein sind zu.
Größere Sitzgruppen, Spielplätze, Weinprobierstände … sind ebenfalls geschlossen (mit Flatterband abgesperrt).
An Ostern und an den Wochenenden ist der Leinpfad für Radfahrer gesperrt.
Bei dem vielen Sonnenschein zuletzt sah die Leere schon gespenstisch aus.
Sonst tummeln sich hier ja hunderte bis tausende Touristen.
Schön ist, dass der Autoverkehr fast im gleichen Maße abgenommen hat. Seeehr ruhig.
Und in Eltville sind aktuell fast alle Einbahnstraßen für Radler offen. Fortschritt.
Hier ist es über die orthodoxen Osterfeiertage auch seeeehr ruhig geblieben. Die Griechen haben unter Einsatz von Helikoptern und Drohnen sichergestellt, dass die Städter in den Städten bleiben und sich keine Familien zu den Feierlichkeiten treffen. Mit diesem Einsatz haben sie es sogar bis in die BBC News geschafft. Ein zweifelhafter Erfolg.
Im Süden nichts Neues?
Veröffentlicht am April 19, 2020 von Harald
Da hast Du recht gut beschrieben, was Coronazeiten so mit sich bringt.
Illegale Plazierung von Müll in den Gemarkungen.
Vielleicht sind das die selben Leute, welche jetzt gerne den Blockwart spielen, gerne mal ein bißchen denunzieren.
Und Blüten haben wir jetzt auch, und der Raps riecht nach einer Stunde auch nicht mehr gut, er stinkt.
Bis bald dann.
Dieter
Aber wenigstens bringt er etwas Farbe, der Raps, man kann ihn halt nicht pflücken, um die Farbe mitzunehmen. Vielleicht lernen wir gerade, dass der Mensch eben nicht Herrscher über die Natur ist. Letztendlich wird doch die Natur siegen, ob wir das jetzt “menschlich” finden oder nicht. Das Denunziantentum dagegen ist vermutlich zutiefst “menschlich” … leider.
Mainz und drum herum..
die große Änderung sind die Masken… und die Handschuhe aus Latex…. und die Hetze. Überall und allgegenwärtig.
Latexhandschuhe, die man den ganzen Tag trägt, alles anfasst und sich inzwischen auch dran gewöhnt hat sich damit mal über die Augen zu reiben…ne ?
Aber warum Hetze?
Komische Welt…
Ich liebe euer Mohnblumenfoto!
Wir genießen weiterhin alle paar Tage ein bisschen Eskapismus beim Biken in den Weinbergen.
Die Farben sind toll, manchmal gibt es am Wegesrand auch fünf Farben auf einmal, aber das ist mir noch nicht gelungen auf ein Foto zubringen. Ich probiere es heute nochmal. Die letzten zwei Tage waren wir nicht fahren, weil windig und kühl. Heute ist es nur noch windig…