Ein paar Gedanken zur Krise

Noch sind wir auf dem Campingplatz nahe Nafplio zusammen mit 12 anderen Campern (zumeist Paaren) aus der Schweiz, Österreich und Deutschland. Inzwischen ist die Ausgangsperre verschärft (Passierschein), offiziell sind alle touristischen Institutionen (Hotels, Campingplätze, …) seit 23.03.2020 bis 30.04.2020 geschlossen.
Unser Rechtsstatus ist weiterhin ungeklärt, sprich: Eigentlich dürften wir gar nicht hier auf dem Camping sein. Örtliche Polizei und die Dorfeinwohner wissen aber, dass wir hier sind, Anfrage bei der staatlichen Tourismusbehörde durch die Betreiberin läuft seit mehreren Tagen: Katharina hat Angst, dass sie eine Geldstrafe bekommt oder für zwei Jahre den Platz zugemacht bekommt.

Der Land – und Seeweg ist seit einigen Tagen komplett zu, es gehen anscheinend noch ein paar Flieger Richtung Europa von Athen aus. Die Deutsche Auslandsvertretung sagt dazu auf ihrer Webseite (seit heute): „Es gibt noch einige wenige Verbindungen, nutzen sie die verbliebenen Möglichkeiten das Land zu verlassen, z.B. nach Brüssel.“ Der Camper soll dann in Athen am Flughafen (auf unbestimmte Zeit) stehen gelassen werden.

Ist das eine realistische Option, wenn man erst Ende Juni wieder in Deutschland sein muss? Was würdet ihr machen?

Wir bleiben bei unserem Plan: Einen Flieger nehmen wir nicht. Und: Wir wollen uns an die im Land geltenden Regeln halten. Wenn wir hier nicht mehr Radfahren dürfen, damit der Campingplatz „unter dem Radar“ bleibt, dann verlassen wir den Campingplatz und stehen frei, auch wenn angeblich (nach Hörensagen) die Polizei freistehende Camper auf Campingplätze schickt (die offiziell ja geschlossen haben).

Meine Prognose, wie es hier (im Land) weiter geht (vollkommen unwissenschaftlich und laienhaft):

Die Ausgangssperre ist erst einmal auf 06.04.2020 terminiert, die Schulen bleiben zunächst bis 10.04.2020 geschlossen. Die Ferien in Griechenland beginnen eine Woche später. Wer glaubt das die Schulen für eine Woche nochmal aufgemacht werden? Was machen die Leute mit Beginn der Ferien (Arbeitslosigkeit eh schon hoch, jetzt durch Schließung der Cafés, Restaurants usw. noch viel mehr zum Nichtstun verurteilt) z.B. im Großraum Athen, wenn die Regeln gelockert werden sollten und es schönes Wetter mit 30 Grad Außentemperatur hat – der Strand nur ein paar Minuten entfernt? Was meint ihr?

Deswegen gehe ich davon aus: Ausgangssperre mindestens bis Ende der griechischen Osterferien (Anfang Mai). Ansonsten sehe ich persönlich wenig Möglichkeiten der Regierung hier in Griechenland noch strenger zu werden, da sie ja schon sehr früh (fast) alles ausgereizt hat.
„Flatten the curve“(?), hier scheint das Motto eher „Stop the Virus“ zu sein (22 Tote, 900 Infizierte bei 10 Mio Einwohnern Stand heute). Aber vielleicht ist das ja auch richtig, vieeeel Zeit zu gewinnen, bei einem (noch mehr) kaputt gesparten Gesundheitssystem als in anderen Ländern (40 000 Krankenhausbetten davon 500 Intensivbetten! … nicht 50000 nein, 500!!). Erinnert ihr Euch noch an 2010: Die „Pleitegriechen“ sollen endlich sparen – haben sie dann auch unter Aufsicht der EU- Troika.

Oder geht dann doch noch mehr? Totalitäre Maßnahmen in demokratischen Ländern – früher undenkbar und jetzt meist klaglos hingenommen und beklatscht („je strenger, desto besser.“); man sieht ja, was europäisch diskutiert und schon gemacht wird (Drohnenüberwachung, Erfassung von Handydaten, Straftatbestände auf mindestens sehr wackeliger Rechtsgrundlage und ohne Evaluation, Einsatz von Militär usw.). Platz in griechischen Gefängnissen wird schon mal geschaffen, denn ca. 1500 Straftäter will man vorzeitig entlassen.

Wenn dann Mai ist, die Maßnahmen noch gelten und eingehalten werden und der Virus tatsächlich noch gar nicht richtig „angekommen“ ist, ist hoffentlich ein Schnelltest europaweit verfügbar, damit ermittelt werden kann, wer schon „in die Freiheit“ entlassen werden kann. Sonst kann es auch für uns hier noch viel, viel länger dauern (und die Touristensaison der Griechen ist dann vollständig ausgefallen mit nicht vorhersehbaren Kollateralschäden). Die Rückreise bzw. der Termin dazu bleibt also sehr ungewiss, da wir ja dann auch durch Italien und Österreich müssen – den Landweg über auch Nicht-EU Staaten, können und wollen wir uns jetzt noch nicht vorstellen (mindestens 5 Grenzen!).

Hier nun eine kleine Linksammlung für alle die, die tatsächlich durch die Krise mehr Zeit haben (oder bekommen werden).
Achtung: Nix für die Träger eines Aluhutes dabei.

Gesundheitssystem in Griechenland/ Ärzteblatt:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/171337/Griechenland-in-der-Krise-Leidtragende-sind-die-Patienten

Mal ein (Positiv-) Szenario zur Nach-Corona-Zeit: https://kurier.at/wissen/matthias-horx-das-ist-ein-historischer-moment/400785341

Das hier zur zur Zeit noch weitgehend fehlenden Evaluation/Taz
https://taz.de/Massnahmen-gegen-Coronavirus/!5674203/ darin auch Verlinkung zu Lauterbach bzgl Corona-Screenings

Das hier zum anstehenden Dilemma (in allen Staaten)/Der Freitag
https://www.freitag.de/autoren/jaugstein/in-der-zwickmuehle

Für jedes Verlassung der „Wohnung“ neu mitzuführen.In der griechischen Fassung fehlt das „kurz“ bei Punkt 6, deswegen nehmen wir die griechische Version (vielleicht beschränken sich die Griechen tatsächlich auf die notwendigste körperliche Bewegung); obwohl: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit a. Beim Biken in der Wildnis einen Polizisten zu treffen b. Angehalten zu werden c. Dass der Polizist deutsch lesen kann? Offene Frage: Zählen Elli, Rizzo, Lotti und Robby als Haustiere?
Seit einer Woche unser Zuhause: Hier kommt auf absehbarer Zeit keiner mehr rein (und aktuell auch keiner mehr raus)
Morgenkaffee an der Campingplatzgrenze. Strandbesuch ist jetzt (auch offiziell) verboten. Ist aber so schlecht nicht, oder?
Gwenda kann wenigstens noch Joggen (auch nach internen Campregeln erlaubt)
Insbesondere die Bild hetzt ja seit 2010 regelmäßig. Wir haben hier aber insbesondere außerhalb der Touristenregionen viel gesehen, was eher einem LDC entspricht als einem EU-Mitglied.
Offiziell erlaubt (mit Passierschein), intern verboten (also heimlich um 07.30 Uhr, wenn noch alles schläft)
Schon drei Tage her: 5 Minuten vom Camping beginnt die Wildnis, aber die griechisch-orthodoxe Kirche findet immer einen Platz. Mal groß im Nirgendwo…
Mal kleiner am „Weges“rand…
Mal imposant auf einem Felsen. Ob es hilft? Aktuell knapp 900 bestätigte Fälle und 22 Tote. 10 000 Griechen wurden bisher getestet.

Eine Antwort auf “Ein paar Gedanken zur Krise”

  1. Hallo ihr beiden
    haltet durch. Ich fühle mit euch. Ich kann nur ahnen, wie es sein muss, so aus der vollen Bewegung zum Stillstand gezwungen zu sein.
    Wir beide hier haben ja unsere Drehzahlen schon lange herunter gefahren, aber das eingeschränkt sein, geht doch langsam auf’s Gemüt, und besonders aufpassen als betroffene Risikogruppe müssen wir schon.
    Kommt gesund wieder zurück.
    Dieter mit Margot

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