Es gibt die unterschiedlichsten Campertypen: vom Rentnerpaar, welches als Dauerresident mit Wohnwagen, Wohnzelt, Auto, Mofa, eBike (manchmal), Satellitenschüssel (immer dabei) und i.d.R. ein bis zwei Haustieren die Wintermonate auf einem Campingplatz verbringt, bis zum meist jungem oder sehr jungem Studierendenpärchen, die in abenteuerlichen Gefährten das Ziel darin zu sehen scheinen möglichst wenig Campinginfrastruktur zu nutzen (sprich: kein Geld auszugeben), also nicht nur alle Campingplätze, sondern auch alle Tavernen und Minimarkets weiträumig zu meiden.
Harald und ich haben inzwischen „unsere“ Art des Campens und Reisens gefunden und sind echt glücklich damit. Lustigerweise „feiern“ wir erst jetzt unsere längste Zeit ohne Campingplatz, aber es hat sich so ergeben und wir brauchten halt auch unsere Zeit, um das mit Toi, Strom und Warmwasser zur allgemeinen Brauchbarkeit zu regeln.
Klar, wir müssen nicht auf jeden Cent gucken, wie die jungen Leut, die noch nicht im Arbeitsleben standen. Ja … und wir sind noch nicht so alt, dass es uns schrecken würde, jeden Tag etwas Neues zu sehen. Aber wir finden, dass unsere Art zu Reisen auch sonst viele Vorteile hat:
– durch häufigen Ortswechsel sehen wir viel und lernen viele Menschen kennen.
– durch ziemlich regelmäßiges Auswärtsessen haben die ansässigen Familienbetriebe (andere haben derzeit nicht auf) wenigstens etwas Einkommen, sind dankbar und kommen immer mit uns ins Gespräch
– durch die typisch deutsche Bierbestell-Frequenz machen wir uns insbesondere bei abendlichen Barbesuchen ziemlich beliebt (an dieser Stelle herzlichen Dank an Harald für seine ausgeprägte „Leidensfähigkeit“ für diesen Aspekt)
– durch das Sitzen in Bars und Tavernen sind wir immer schön aufgeheizt, denn der Platz am gemütlich bullernden Holz-Ofen ist unser (mangels anderer Kundschaft). Fast wie Lagerfeuer, leider trauen wir uns nicht selbst die Scheite nachzulegen, aber wir sehen wohl immer so erfroren aus, dass die Feuer immer ordentlich genährt werden (oder wir gucken so böse, wenn die Glut immer weniger wird)
– durch unsere Bikes müssen wir nicht mit Karlchen in die entlegensten Off-road-Ecken, um auch noch das letzte bisschen Idylle und Einsamkeit zu erobern (oder zu zerstören), sondern können schön auf den gut gepflasterten Wegen bleiben, uns sichere, gerade Stellplätze suchen, denn die Wildnis bekommen wir mit dem Bike nach spätestens 10 min rollern immer noch ausreichend geboten
– wenn wir uns vorher in der Taverne oder bei Nachbarcampern bekannt gemacht haben, fällt es uns viel leichter Karlchen alleine zu lassen, wenn wir auf Biketour gehen. So sind wir sicher, dass immer jemand ein Auge auf ihn hat.
Die vergangenen sieben Nächte standen wir „frei“: eine Überbrückungsnacht Richtung Monemvasia, zwei Nächte am Kai von Monemvasia bzw. der aktuellen „Stadt“ Gefyra, drei Nächte in Neapolis und eine vor Gythio an einem kleinen Hafen mit Taverne. Heute sind wir dann hinter Gythio auf den einzig offenen Campingplatz gefahren, auf dem wir schon im November mal waren, um hier eine grooooße Wäsche zu waschen und die Entsorgung zu machen. Passt gut, denn es sind jetzt vier Tage mit kälteren Temperaturen angesagt – da ist es gut den Heizlüfter verwenden zu können und insbesondere nach Touren eine ordentlich heiße Dusche zu haben (aber ich glaube das erwähnten wir schon das ein oder andere Mal).
In Neapoli haben wir, natürlich in der nahegelegenen Taverne, Werner und seinen Hund Kastanos kennengelernt – zufällig hatten wir Karlchen auch direkt gegenüber seiner Wohnung geparkt. Wir haben uns jeden Morgen nett begrüßt und haben abends gemeinsam in der Taverne gesessen. Am letzten Abend konnten wir Werner sogar zum Abendessen überreden, eigentlich gehört er nämlich zu den Dinnercancellern. Wir haben viel erzählt und noch mehr erzählt bekommen. Werner ist nämlich schon 85 Jahre alt und ist mit 72 Jahren mit dem Rad zum Schwarzen Meer geradelt. Außerdem ist er DIE KORYPHÄE bei Modelleisenbahnen, die er jahrzehntelang entwickelt und die Bausätze entworfen und gebaut hat. Ich glaube er ist richtig berühmt in der Szene und musste „abtauchen“, als die Zeit dafür gekommen war. Es war richtig nett und der Abschied fiel schwer.
Die Taverne vor Gyphio war mal wieder voll typisch. Unglaublich: griechische Männer sind echt „laut“ – nix: rumsitzen, vor sich hinstarren, rauchen und Kaffee (oder Ouzo) trinken, vielleicht mal was spielen …. nein! Da wird ununterbrochen diskutiert, meist hitzig und durcheinander irgendwie wohl auch oft neckend, aber immer wieder durch Gelächter unterbrochen. Nett. Good Mood. Nice Places. Schade, dass wir aber auch nix verstehen … manchmal wüssten wir echt zu gerne, über was geredet wird (doch wohl nicht über uns!?)
Nach einem kurzen Besuch in Gyphio (ancient theatre … naja :-/) kommen wir zurück zur Taverne – mit den Hafenhunden hatten wir uns bereits angefreundet – Essen fürstlich zu Abend (der Fisch ist mal sowas von frisch … was ist das eigentlich für einer: mit Zähnen!!), bekommen auch noch Strom „geschenkt“, der auch funktioniert nachdem einmal die Sicherung rausfliegt und erfahren, dass der Wirt einen Sohn hat („my boy“), der als Busfahrer in ganz Europa fährt und er sehr stolz auf seine kleine Enkeltochter ist. Dass fisherman ein harter Beruf ist, war uns schon vorher ziemlich bewusst.
Apropos Hafenhunde: inzwischen haben wir Futter und Leckerli für Katz und Hund. So macht man sich beliebt und bekommt zum Dank Wärme und Aufpasser.
Leider kein gutes Netz sonst hätten wir ein paar mehr Bilder eingestellt. Nächstes Mal….