Die (vermutlich)letzten Tage in Griechenland

Wir gewöhnen uns an die langsamere Gangart (und das längere Schlafen), die die niedrigeren Temperaturen für uns mit sich bringt. Es gibt kein schlechtes Wetter,… Die Bikes werden allerdings nur ausgepackt, wenn es einigermaßen regensicher ist und über 10 Grad hat. Diese Tage empfinden wir jedoch als Geschenke und sind dankbar für jeden Kilometer.

GEHEN soll ja auch sehr gesund sein und wenn man dabei alte hellenische, römische und byzantinische Trümmer angucken, sich den salzigen Wind bei brausender Brandung durch die Haare wehen oder inzwischen fast orientalische Geschäfte, Cafés und Restaurants angucken kann, merkt man die schmerzenden Gelenke und müden Knochen gar nicht so doll, sondern kann sogar ein bisschen genießen. Wir nutzen die bikefreien Tage um geldsparend ein paar Nächte „frei“ zu stehen. Wenn man nicht radfährt braucht man die warme, kräftige Dusche nicht wirklich, da reicht auch mal eine „ einfachere“ Körperhygiene mit der „neu gewonnenen“ Dusche von Karlchen (warm, aber nicht kräftig ist die Bilanz ;-).

Wir wandern über die Reste verschiedener Epochen in Filippi, wo wir wieder nur den Wintereintritspreis von 3€ zahlen, Museumsbesuch inbegriffen.

Harald überrascht mich immer wieder: eines Morgens kurz nach dem Aufwachen sagt er doch tatsächlich „die beiden Kirchen will ich mir unbedingt noch angucken!“ ….. ?? …. Naja er hat schon recht, am Abend sind wir daran vorbeigefahren und konnten die scheinbar mitten im Wasser stehenden orthodoxen Kirchen von der Straße aus sehen. Das ist schon cool.

Pünktlich mit Ankunft an einem Campingplatz „klauen“ wir uns wieder einen Radtag. Kalt aber trocken. Die Runde aus Wikiloc entspricht genau unserem Wunsch – mit sanften Steigungen schwitzt und friert man nicht ganz so arg. Wir sind in Alexandroupolis angekommen, einer recht großen Stadt unweit der türkischen Grenze. Seit einigen Tagen beschäftigen wir uns gedanklich mit der Einreise in die Türkei, bzw. eigentlich beschäftigen wir andere damit. Vielen Dank an Alina, Claudia, Michael, Yascha und Chris. Wir tun dann doch noch unseren Teil, indem wir uns in einem Handygeschäft das erforderliche Dokument fürs Karlchen ausdrucken lassen und dann bei einem Bierchen Kontakt zu vier Türken aufnehmen, die uns nach Malkara einladen, was echt super genau auf unserer Route nach Istanbul liegt (die glauben sicher wir kommen nicht). Es wird ein sehr lustiger Abend mit „Kapitalist“ Mert, der eine kleine Fabrik besitzt, in dem er Cheese-Dessert herstellt, der aber null nach Cheese dafür zu 100% nach Zucker schmeckt. Er sagt mit Vanilleeis sei es besser. Zwei sind Farmer mit Schafen und Kühen – die Milch bezieht Mert aber nicht von ihnen – als wir nachfragen, kommt es zu einer lustigen Auseinandersetzung. Einig sind wir uns über lamb chops, zu denen wir eingeladen wurden. Wir sind gespannt.

Karlchen zwischen zwei Booten direkt am Wasser und gegenüber ist ein Fußballplatz. In der Fußballkneipe fragen wir nach ChampionsLeague … natürlich gucken sie, aber natürlich Olympiacos vs. Belgrad (und nicht Bayern). Ist doch klar – und außerdem eh viel zu spät (22:00h!)
In Ancient Fillipi (oder so) gibt es wieder ein Theater, aber auch die Via Egnetia, eine Basilika und einen Agora. Ziemlich großes Gelände. Wir sehen auch einige Bauarbeiter (oder Archäologen??) und gehen ins angrenzende Museum. Mir gefallen dort die alten Münzen am Besten.
Karlchen Suchbild: Standplatz Fanari-Beach. Kleiner Ort, eigentlich total tot, aber drei Kneipen/Bars haben auf. Was will man mehr?
Orthodoxe Kirchen oder sind es Klöster im Wasser, nur über diese Steg zu erreichen. Cool oder? Panagia Pantanassas. Wir schauen zu, wie ein „Fischer-Mönch“ Fische weiterreicht und mit den Resten die Katzen gefüttert werden – bzw. diese ihm Stücke aus den Fingern klauen (Fütterung der Raubtiere)
In Xanthi treffen wir auf Waldorf und Statler aka Marley&Marley – ein griechischer Student übersetzt uns: „Was macht der Lieferbote da auf dem Baum?“ – „ein Vogel hat bestellt.“ Jedenfalls erinnern die beiden uns an unseren traditionellen Weihnachtsfilmabend mit Martin, der das erste Mal seit ewigen Jahren ausfallen wird. Wie wird es wohl ohne die Muppets-Weihnachtsgeschichte sein?
„Einmal katholisch … immer katholisch“ , wie schon Bruce Springsteen in seiner Biografie „Born to run“ schreibt. Die Kerze zünde ich an, nicht weil ich um besseres Wetter, unfallfreie Fahrt, den Weltfrieden oder um das Ende des Klimawandels bitte, sondern um 1 Euro in den Spendentopf zu werfen (die Toilette war – Gott sei Dank – super sauber und beheizt)
Geschenkte Tage: Radfahren im Dezember
Es ist aber nicht immer „regensicher“ … manchmal droht es ganz schön. Ein Spaziergang am Strand ist aber auch oder gerade bei diesem Wetter schön.
Weihnachts- „Kitsch“ überall… allerdings erst seit ein paar Tagen und nicht wie in Deutschland seit September. Wir glauben, die Griechen sehnen sich die Sonne und das Licht herbei. Wir auch. (Last Christmas von Wham haben wir noch nicht gehört.)
Von links: Ali (ehemaliger Minen-Ingenieur), Mert (Chemiker und Käsefabrikant), wir, Nasim (200 Schafe, Metzger) und Uigar (Landwirt, 30 Milchkühe „zu teuer für Berts Käse“) Nach einer Flasche Raki brechen die Jungs Richtung Türkei („No problem“) auf. Wir werden am Dienstag wissen, ob sie heil angekommen sind.

2 Antworten auf “Die (vermutlich)letzten Tage in Griechenland”

    1. Der Weihnachtsfilmabend müsste (voraussichtlich) in Istanbul stattfinden, das ist Martin zu weit …Dann wohl erst in 2020 wieder. Schönen dritten Advent wünschen wir Dir, wir melden uns nächste Woche mal per Telefon. Wir drücken zurück 🙂 LG Harald

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