Wir sehen ja nicht nur tolle Landschaften, sondern treffen auch viele, ganz unterschiedliche Menschen. Unsere Gastgeber in Albanien z.B.: das Paar hat drei Kinder – alles Jungs, sie wollte unbedingt ein Mädchen. Die beiden haben einen Minimarkt; es wird von 6-22:00h gearbeitet, seit vier Monaten haben sie jetzt auch noch den Campingplatz – sowas wie Urlaub kennen sie nicht. Bona lässt sich Fotos von uns zeigen, „because i never travelled“. Der Platzwächter bekommt jeden Morgen einen Kaffee von uns, er leert die Mülltonnen und pflückt Mandarinen. Er „arbeitet“ auch den ganzen Tag. Wir fragen uns, warum niemand den ganzen Schrott auf dem „Geflügelplatz“ wegräumt – aber wissen auch, dass es dem albanischen Geflügel hier besser geht als 99,8 Prozent der deutschen Hühner und Puten ….
Wir verlassen Albanien, nicht weil es uns nicht gefällt, das Wetter ist einfach zu unbeständig, nass und es wird abends empfindlich kalt – wir müssen irgendwie in wärmere Gefilde. Albanien verabschiedet uns mit einer Überraschung: eine unglaublich gute Straße mit tollem Asphalt, coolen Kurven und breathtaking Views (erstaunlicherweise kaum Tankstellen und wenig Mercedes – eh wenig Autos). Und dann kommen wir zur Grenze…
Irgendwie waren Grenzen doch „früher mal“ … aber hier wie anderswo .. gibt es sie leider wieder. Zum ersten Mal müssen wir warten. Nicht einmal – gleich viermal. Aber dieser Artikel heißt ja „Begegnungen“: ein Uniformierter klopft an unsere Scheibe und fragt „Lust ein bisschen deutsch zu sprechen?“ – „Klar!“ grinsen wir ihn breit an. Im Stop-and-Go wandert er neben uns an die erste und zweite albanische Kontrolle heran – als wir ihn fragen, was die eigentlich suchen (JEDER Wagen muss ausladen) – sagt er, das habe er auch noch nicht kapiert. Er ist im Frontex-Einsatz zur Unterstützung der Albaner, die Truppe kommt aus 14 verschiedenen Ländern, er ist für die Passkontrollen bzw. Fälschungen zuständig, noch 8 Wochen hier stationiert und Weihnachten kommen Frau und Kind zu Besuch. An den grünen Grenzen patrouilliert Frontex mit Landrovern erfahren wir. Es wird eine echt nette Win-Win Begegnung: wir „belehren“ ihn, dass der Mercedes in Albanien nicht nur „Statussymbol“ ist, sondern auch ein paar handfeste Argumente für ihn sprechen (siehe Artikel „Sieg der Sterne“); er bugsiert uns durch die albanischen Grenzkontrollen, zeigt auf uns „You can check them, if you want…“ – aber kein Albaner zeigt Interesse. Unsere Schmuggelware = 5kg Mandarinen = Abschiedsgeschenk von Bona kommt also ungehindert nach Griechenland.
Die letzten zwei „Begegnungen“ in Albanien waren übrigens nicht so toll – neben den immer braunen Flüssen (nicht ganz Norway-like), dem vielen Müll und der unsympathischem letzten Stadt vor der Grenze (Gjirokastra) – lag da grad ein Mann am Straßenrand?- , klopft erst ein selbsternannter Parkplatzwächter an unsere Scheibe, als wir im Supermarkt unseren letzten Leks ausgeben und an der Grenze ein kleines Mädchen. Mit einem 20 Centstück kratzt und klopft sie unermüdlich – und man fühlt sich einfach beschissen.
In Griechenland steuern wir die laut Wikipedia „lebhafte“ Stadt Ioannina an und finden eine Studentenstadt mit einer extremen Kneipendichte – eine cooler als die andere. Begegnungen: die Bedienung lernt deutsch und hat in zwei Wochen Prüfung in Thessaloniki und ist ziemlich aufgeregt – erzählt er uns auf englisch ;-). In einem Handyladen wollen wir unser iPhone-Akku wechseln, er sieht die deutsche Einstellung unseres Handies und wechselt sofort auf deutsch – seine Mutter ist aus Hannover!
Wir stehen hier am Stadt- und Straßenrand, direkt am See. Bei unserer Ausfahrt mit dem Bike kommen wir am Campingplatz vorbei, auf dem wir Camper sehen… häää… der hat laut Park4night seit dem 30.10 geschlossen…?? Harald fährt auf die verstreuten Camper zu, sucht nach dem „D“ auf dem Auto, aber nein, hier sind keine Deutschen. Er hält beim „F“ … ich denke „das klappt nicht“, aber es gibt auch Ausnahmen der Regel. Begegnungen: Pärchen (mitteljung) mit (schulpflichtigem) Kind ist ein Jahr unterwegs („like us!“), will im Warmen überwintern („exactly“) und kommuniziert tatsächlich auf Englisch mit uns. Der Kleine kriegt 1h Unterricht am Tag … die Gelegenheit ein bisschen Englisch zu üben nutzen sie nicht, aber zeigen uns die Edding-Schriften ihrer bisherigen Begegnungen auf ihrem Wohnmobil.
Die Biketour bleibt begegnungslos – passt daher nicht in diesen Artikel. Wir nutzen den vermutlich letzten regenfreien Tag der Woche und fühlen uns auf über 1000hm schon fast wie in einem richtigen Gebirge. Ausgehungert nutzen wir unseren Erfahrungsschatz vom Vortag und kehren in einer Bierbar ein: hier kriegt man zu jedem bestellten Bier eine mehr als halbe Mahlzeit dazugestellt. Das Bier ist teuer, aber wenn man dabei noch satt wird – passt alles :-).
Tolle Eindrücke! In der griechischen Bar, in der alle von einem Teller essen wäre ich auch gerne! Euch liebe Grüße, isabel