Nachtrag Mostar

Wir haben vergessen unseren Stellplatz im Camping Blagaij nahe Mostar zu zeigen. Wir machen von jedem Nachtlager mindestens ein Bild – man muss sich ja erinnern …

Die Belgier neben uns leben in einem ungeheizten und undichten alten VW-Bus – sie sind auch ein Jahr unterwegs und müssen sich immer Sorgen machen, ob die nächste Tankstelle auch 98-er Benzin hat.
Er sagt „this is adventure“, sie ist neidisch, dass wir in unserem Karlchen aufrecht stehen können.

Es ist mal wieder dran: wir müssen Wäsche waschen (lassen) – da die Sonne nicht mehr als Trockner zur Verfügung steht, muss ein Waschsalon in Mostar her. Für 8€ wird gewaschen, getrocknet und zusammengelegt – es riecht nur für unseren Geschmack etwas zu intensiv nach „Blume“, aber wir sind happy.

Im Hintergrund sieht man hier ein riesiges Kreuz auf dem Berg, welches manche als Symbol des Sieges der Kroaten über die Bosniaken deuten. Rechts im Bild ist ein Betongebäude zu sehen, welches im Bosnienkrieg kroatischen Snipern als Stützpunkt diente (gruselig: wieviel Menschen wohl von dort zu Opfern wurden?)

Die Arbeitslosigkeit in Mostar liegt bei 70 Prozent. Das „normale“ Einkommen bei ca. 500-600 Euro im Monat. Diverse „Ich-AGs“, wie hier der Bicycle-Repairman, helfen beim Überleben. Wir treffen einen „Stadtführer“, der in Aachen studiert hat, Vater verloren 1993, von Granatsplittern getroffen (Narben auf Hand), kannte Verhandlungsführer Hans Koschnik, und hat jetzt eine einjährige Tochter (Foto auf Handy)… was davon stimmt, weiß keiner, aber es ist doch klar, dass man irgendwie an Geld kommen muss.
Außerdem treffen wir eine junge Frau, die gerade aus Norwegen kommt, wo ihr Mann lebt. In Ludwigshafen in den Kindergarten gegangen, englischsprachige Schule – in Bosnien gibt es keine Unterstützung für junge Mütter. Sie wird bald nach Norwegen ziehen.

Diese Taxifahrer warten auf Kundschaft. Jeder dort schlägt sich irgendwie durch.

Das schöne, „alte“ – wiederaufgebaute Mostar für die Touristen:.

Keine 200m entfernt gibt es nicht nur Häuser mit Einschusslöchern oder wie hier echte Ruinen, sondern auch unglaublich viel Müll. In Hochhaussiedlungen „hausen“ nach unseren Verhältnissen die Menschen, aber wie die junge Frau sagte „das ist Bosnien – aber hier hilft jeder jedem – Staat und Regeln gibt es hingegen eher wenig, bzw. interessieren sie keinen. Strafzettel werden z.B. einfach nicht bezahlt und geraten dann in Vergessenheit.“ (sagt sie)

Nach abenteuerlicher Fahrt aus dem Landesinneren von Bosnien, über einige kleiner Pässe, finden wir kurz vor der bosnisch-kroatischen Grenze nicht nur lecker Lamm sondern auch diese tolle Grillkonstruktion.

Wieder in Kroatien dürfen wir auf einem geschlossenen Campingplatz kostenlos stehen, finden 300m bergauf eine Bar mit schnellem Wifi (so dass wir diesen Artikel schreiben können). Daneben steht dann aber auch dieser Gedenkstein für Franjo Tudman bei Osarac nahe Dubrovnic. Er ist zumindest eine fragwürdige Persönlichkeit: man könnte ihn auch Nationalist, Faschist, Antisemit und Kriegsverbrecher nennen…nur aufgrund seines frühen Todes entging er der Anklage vor dem Haager UN Tribunal.

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