Als Kontrastprogramm zum Besuch des Vernichtungs- und Konzentrationslagers Auschwitz, haben wir einen Tag davor die lebensbejahende, frische Stadt Krakau besucht. Obwohl die über 200.000 Studenten zum Großteil gar nicht da waren, sprudelte diese Stadt auch nur so. Tolle Gebäude, Burg und Schloss, einen sich schlängelnder Fluß (die Weichsel), das jüdische Viertel mit den alten Geschäften und Klezme-Musik und unzählige Bars und Restaurants finden wir. Klar laufen auch hier die Touri-Gruppen durch, die immer irgendeinem Regenschirm-Schwenker folgen, aber es stört hier nicht weiter.
Dank Slawek sitzen wir nach unserer Stadtrundfahrt via Bike bald in einer coolen Kneipe. Da wir uns bei ihm so kurzfristig gemeldet haben, klappt es leider nicht mit einem Treffen. Dafür springt ein Ur-Krakauer ein, mit dem wir uns lebhaft und lange in der Bar sitzend unterhalten. Er erzählt uns wie Krakau früher war („1983 lief einmal abends außer mir nur noch ein einziger Mann auf der anderen Seite des Marktplatzes…, es gab nur 5 Restaurant – jetzt sind es in einem Viertel 900!“), was wir unbedingt sehen müssten (u.a. die Salzmine: eine unterirdische Stadt nur aus Salz) und zum Abschluss reserviert er uns telefonisch einen Tisch in seinem Lieblingsrestaurant. War das ein netter Abend!!
Trotz der vielen Dinge, die wir noch sehen und erleben wollen in Krakau bleiben wir bei unserem Plan und brechen am nächsten Morgen früh Richtung Auschwitz auf.
Den Abend verbringen wir in einem Camping der 80-ihre Jahre … hier hat sich seither nix verändert, es ist nur älter geworden. Wir haben einen tollen Blick über den See, in dem man allerdings aufgrund des Grünzeugs nicht schwimmen kann. Zwei deutsche Motorradfahrer machen uns den Abend kurz und bringen uns wieder auf andere Gedanken.
Irgendwas haben wir gut und richtig gemacht – keine Ahnung was – aber wir bekommen einen grandiosen Biketag geschenkt: Start in Zloty Stok direkt am Marktplatz, von hier gehts für uns über 60 km bestens angelegte Singletrails solange durch die Wälder, bis wir an der Überdosis Flow gepaart mit zuwenig Wasser und keiner Auffüllmöglichkeit, fast krepieren. Dümmlich, glücklich grinsend fahren wir 4h später wieder am Markplatz ein und bedanken uns bei dem Mitarbeiter der Touri-Info, welcher kein Wort Deutsch oder Englisch spricht (Eigentlich ja nicht schlimm, aber wenig hilfreich bei der gewünschten Entwicklung der Grenzregion ;-)). Er will uns Kaffee austun, kann aber nicht, weil kein Strom für die Kaffeemaschine da ist. Schließlich bekommen wir Suppe und Bier im naheliegenden Café beim (riesigen) Kletterwald, welches wir beides (also ich die Suppe und Harald das Bier) genießen, während ständig Menschen in großer Höhe, schnell und jauchzend über uns segeln.
Warum SUPPE? Als wir nach Essen fragten, sagt der nette Junge, dass es nur Suppe gibt, weil leider keine Electricity da sei … ich frage, wie sie dann Suppe machen … „with Gas“. Passiert das mit dem Strom öfter, in der Stadt haben sie auch keinen?“… der Junge lacht verlegen: „yes, all the time.“ Glück gehabt, die Suppe war lecker und das Bier war auch noch kalt, obwohl der Kühlschrank natürlich auch nicht mehr kühlte…
Weiter geht es jetzt Richtung Kudowa-Zdroi nach Tschechien, welches wir 2009 mit Matthias bei der Sudety MTB Challenge kennenlernen durften… Ob wir etwas wiedererkennen werden?