Wenn andere frieren….

… dürfen wir auf‘s Bike. Wir haben den ersten Finger der Peloponnes hinter uns gelassen. Nach gewittriger Nacht, die wir frei stehend am Strand von Methoni verbracht haben, brechen wir früh in Richtung der Mani- Halbinsel auf. Dort wollen wir drei Tage auf dem Camping Kolgaria bei Stoupa verbringen. Wettervorhersage sagt „wechselhaft“ – d.h. hier „unberechenbar“.

Tatsächlich hatten wir heute (Gwenda: im dritten Anlauf) wieder einen sensationellen Biketag – und auch unsere Wäsche ist nicht nur sauber und sondern auch trocken geworden.

Einschub Gwenda: Erwähnenswert ist ein echt langer Abend – die Griechen kennen keine „last order“ und als Vernünftigste der Runde habe ich kurz vor 01:00 a.m. dann mal zum Aufbruch geblasen, damit die arme arbeitende Bevölkerung auch endlich mal ins Bett kommt. Haralds Gesprächspartner war Ian ein Schotte, 65 Jahre sieht aber älter aus … Brexit, 68-er inkl. Drogenerfahrungen (Ians!), Mentalitäten („I respect your (the German) level of concern“ … Kommentar zur verpflichtenden Erste-Hilfe Ausbildung für Betreuer, die er dann aber auch gleich zum Einsatz bringen konnte als mein Gesprächspartner Claude auf einmal keuchte und fast erstickt wäre). Claude, Anfang 60, Luxemburger und fließend in deutsch und französisch, Informatiker und unser Camping-Nachbar. Es war echt lustig (Ian) und echt philosophisch-interessant (Claude). Gegen Ende wurde es dann aber doch für uns beide strange als Harald herausfand, dass Ian auf der Straße lebt und noch nicht wusste wo er schlafen würde „you are a prisoner of your comfortzone“ und ich mit letzter Kraft versuchte das Gespräch auf die Folgen von 9/11 zu lenken und nicht den Einsturz der Twin-Towers erklären oder gar beweisen zu müssen („größte Show, ever“; „Aluminium in Stahlbeton“, „perfekter Einsturz“ …. „vielleicht der Mossad …“).

WIR sind echt bourgeois – Wohnung, Gehalt, Sicherheit, … es gibt die wirklich krassen Typen. Aber wir haben hier schon lange keine Rentner in Weißware mehr getroffen :-). Wir lernen vom Leben und den Verrückten!

Inzwischen haben wir doch tatsächlich einen PLAN(!) für die nächsten Wochen: Ziel ist es zwischen 15. und 20. Dezember in Istanbul zu sein – dazwischen haben wir einen Stopp in Thessaloniki beim Camperservice „Zampetas“ eingeplant. Dort müssen die diversen Wehwehchen, die sich „inzwischen“ (eigentlich von Anfang an …) bei Karlchen eingeschlichen haben (Wasserpumpe, Heißwasser, 12V – Stromversorgung) fachmännisch behoben werden, nachdem diverse Reparaturversuche fehlgeschlagen sind. Der Mailkontakt hört sich schon mal vielversprechend an. Auch unsere Bikes (meines mehr, Gwendas weniger) hören sich inzwischen an wie das Hirondelle des großartigen Tim Moore in seinem Reisebericht „Gironimo“. Die Zweifel, ob unsere Räder das Ende unseres Sabbatical fahrtauglich überleben, legen sich (um mit Tim zu sprechen) „wie hartnäckige Kettenschmiere auf unser Gemüt.“ Wir jammern auf hohem Niveau. (Gwenda: naja…eigentlich jammern wir gar nicht.)

„Morgenkaffee“ erledigt – Straße wieder weitgehend trocken – Karlchen hat die Gewitternacht gut überstanden – los geht‘s
Bei unserer Frühstückspause erreichen uns besorgte Nachfragen: Sturm über Griechenland und Erdbeben in Albanien – wir haben außer Blitz und Donner und „etwas“ Regen nicht viel mitbekommen. Uns geht es gut.
Etwas zu spät wagen wir uns ab Stoupa auf die Räder, leider müssen wir auf 450 hm abbrechen, sonst kommen wir ins Dunkle und Kalte
Am nächsten Tag kommen wir früher los – mal wieder (Entschuldigung!) in kurz – kurz
Sensationelle Auffahrt – „verkehrsberuhigte“ Zone (10 Autos auf 30 km)
Lost Place… ein alter Mani-Turm , der sich selbst überlassen wurde … betreten auf eigene Gefahr
Es warten noch 700 Tiefenmeter /10 km Abfahrt auf uns, da muss das Jäckchen schon sein
Bergstraße-Suchbild – unten sind es wieder 20 Grad
15.00 Uhr und die Sonne steht schon tief – jetzt noch 2 km und wir sind zuhause – sensationelle Tour 60 km/1200 hm in knapp über 3 Stunden – und das Ende November…

5 Antworten auf “Wenn andere frieren….”

  1. Wieso eigentlich immer Entschuldigung kurz-kurz? Fahren wir dienstags und freitags auch immer. Euch eine schöne Adventszeit. Hoffe, Ihr habt im Karlchen einen schönen Adventskranz mit elektrischen Kerzen. Wollen ja nicht, dass Euer Heim abbrennt.

  2. Viele Grüße aus dem kalten und eisigen Berlin. Heute früh war es gefühlt zum ersten Mal so richtig glatt auf den Straßen. Der Winter ist jetzt angekommen…
    Ich schaue mit Fernweh auf eure tollen “Sommer”-Bilder. 🙂
    Viel Spaß euch weiterhin.

  3. Hi, Ihr beiden,
    Eure Kurzzeit-Campingnachbarn von Fionikounta grüßen herzlich, Karin und Hans.
    Wir haben eine Woche in Methoni in einem App. logiert, gleich an der Burg.
    Hans ist heute auf Heimflug und ich freue mich noch auf eine WoMo- Reisewoche zum dritten Peloponnes-Finger südlich von Monemvasia. Habe einen Mini-Adventsstern geschmückt. Euch gute Reise, erfolgreiche Reparaturen, bleibt gesund! War schön, Euch zu treffen! Campergrüße von Karin

    1. Ja, Vielen Dank :-). Wir haben euch und eure Pläne ebenfalls auf deinem Blog verfolgt. Hört sich gut an.
      Wir sind jetzt noch an der Küste bei Naflio und haben den sonnigen Tag mit einer Biketour nach Epidaurus genutzt. Morgen soll es ja schlechter werden – da werden wir wohl nach Athen aufbrechen und dort versuchen unser Karlchen reparieren zu lassen – nen Waschsalon soll es dort auch geben. Gute Zeit noch!

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