Tschüss Litauen – Hallo Polen

Am nächsten Morgen verlassen wir den Stellplatz bevor Adam wach ist und wir wissen schon, dass wir ihn am Abend vermissen werden (das verfluchte Mistvieh).

Der Zwischenstopp wird in Kaunas eingelegt, eigentlich nur, weil es so schön in der Mitte liegt und wir dann sicher schon Hunger haben. Aber diese Stadt überrascht uns mit tollem Flair – ist eben wie Mainz – auch hier fließen zwei Flüsse zusammen, allerdings ist die (Main-) Spitze hier mit einem Steinmännchen-Heer versehen. Sollten wir in Mainz nachmachen, kommt voll gut :-).

Die lange Pause war genau richtig, so konnten wir das tolle Wetter ausnutzen, eine schöne Stadt kennenlernen und haben auch unsere Räder ein bisschen bewegt. Es ist ein guter Tipp etwas auswärts zu parken und via Rad die City zu erkunden – wir sind nicht die einzigen, die das kapiert haben, einige Autos kommen hinzu und nutzen die lokalen Scooter, die es übrigens seit Anbeginn unserer Reise in wirklich JEDER größeren Stadt gibt. Hier scheint es noch relativ neu zu sein, denn die Menschen starren alle mehr oder weniger lang und mehr oder weniger verzweifelt auf ihre Handys, um die Dinger freizuschalten.

So gut wir Litauen und auch die anderen baltischen Staaten in Erinnerung behalten werden, unsere letzten Erlebnisse sind ernüchternd (Wortsinn?!): wir kaufen nochmal ein – das Bier ist hier ja sooo lecker und wer weiß, was wir in Polen kriegen. Wir schieben also unseren Einkaufswagen, der neben Bier nur wenig andere Utensilien enthält … ihr wisst was kommt …?!!! … diesmal bleibt uns die Schmach an der Kasse erspart, ein Familienvater erblickt unsere Schätze und fragt erst auf litauisch (vermute ich), dann auf englisch, ob die Regel vielleicht nicht mehr gelte, er würde auch so gerne Bier kaufen … aber in Litauen darf sonntags nach 15:00h keine Alkohol mehr … also gut … diesmal räumen wir also selbst alles wieder ein und vollenden unseren jetzt billigen Einkauf einsilbig ….

Auch beim Tanken scheint uns das Glück verlassen zu haben, wir passieren einige Tankstellen (1,15€, 1,09€, 1,05€, 1,03€). Schlau, wie wir sind, warten wir noch, denn weg von der Schnellstraße ist es sicher noch günstiger. Denkste – irgendwann verlieren wir die Nerven und tanken kurz vor der Grenze noch für 1,12€ – selbstredend folgen kurz darauf noch einige, billigere. Ich finds eigentlich ziemlich Wurscht, für Harald scheint der Tag gelaufen.

Und es wird auch noch recht lustig und erfolgreich, denn in Polen begrüßt uns der Hotel- und Campbesitzer in coolem Francetrikot, präsentiert uns die luxuriösesten Duschen, die wir bisher hatten und wir haben einen Campingplatz quasi für uns alleine. Die Luxus-Barbecuestelle und der eigene Seezugang werden auch zu Kenntnis genommen und finden Plätze in unseren Plänen. Mit kostenlosen Tickets für den Nationalpark („very important“ …haha) und einer deutschen Beschreibung (beides haben wir an der Touri-Info nicht bekommen) rüstet uns der France-Fan für den folgenden Tag bestens aus.

Nach einer schön abwechslungsreichen, mittleren Bikerunde durch den Nationalpark – keine Tiere aber umso mehr See – wird der Luxus-Grillplatz angeworfen. Unsere CO2-Bilanz wird mit jedem Feuerchen schlechter und wir können sie nicht mal retten, indem wir die inzwischen eingetroffenen drei Paare + eine Singlefrau irgendwie mitversorgen … liegt’s an uns ?.. die Singlefrau wärmt sich dann doch noch ihr Tofuschnitzel bei uns auf, aber selbst die ganz spät eintrudelnden Polen kochen lieber ihr eigenes Feuerstellchen, der Weg zum Auto ist sonst zu weit….

Egal – genießen wir das funkensprühende Feuer und nachher die hypnotisierende Glut eben in trauter Zweisamkeit (die CO2 Bilanz stellen wir hintenan …bzw. nehmen uns vor die Welt irgendwie anders zu retten).

Ach ja, der Seezugang, … den haben wir auch genutzt und gemeinsam mit einigen Enten im Wasser geplanscht. Mit Blick auf das Wetter ist der Entschluss schnell gefasst: der morgige Tag wird auf, in und am See verbracht.

Nur wenige Kilometer weiter kriegt Karlchen also einen neuen Stellplatz, ganz in der Nähe des berühmten … mmmhm-Klosters vom Orden der …mmhmm…

Der liebe Mann spricht kein Wort Englisch oder Deutsch, wir bekommen aber Tag- und Nachtplatz für Karlchen + Kajak (natürlich MIT Paddel und den lebenswichtigen Schwimmwesten), WC + Dusche + Badesteg und sogar eine Portion Feuerholz für legendäre 85 Zloty (=20€) … alles ohne Worte… und alles nur für uns :-).

Der Tag wird auf, im und am See verbracht. Alles wie geplant bei schönstem Sonnenschein.

Nicht ganz geplant war, dass wir kein Bargeld mehr haben (weder Zloty noch Euro) und der liebe Mann keine Karte nimmt. Also auf die Räder geschwungen und in die nächste Stadt gerollert (Suwalki – aber mit irgendsonem polnischen Buchstaben … wir spricht man das durchgestrichene l aus? – Suwałki). Auf dem Rückweg steuern wir ein Restaurant an, in dem es die regionale Spezialität (gefüllte Knödel) gibt, … naja … für mich jedenfalls. Harald muss aufgrund eines Übersetzungsfehlers ein Schnitzel essen, wobei er doch pork chops (also Kotelett) bestellt hat. Egal, es schmeckt und vollgeschlagen (inkl. Bier auch alles für 85 Zloty) können wir dem lieben Mann wenig später das (wenige) Geld in die Hand drücken und noch eine Runde IM See verbringen.

Auf der Abendrunde finden wir nahe am Kloster eine voll urige Kneipe, mit Pilgern, 30 Biersorten und einem geilen, alten Klapprad – trotz Quengelei meinerseits, kriegt nur Harald sein Bier, ich aber nicht das tolle Klapprad :-/.

Hier gefällt es uns, wir würden gerne bleiben. Aber wir haben noch ca. 1800 km und nur noch 9 Tage … blitzschnelle Kalkukation ergibt in unserer beider Hirne: wir müssen weiter.

Nächste Station: Nationalpark bei Warschau.

Kaunas
Kaunas
Kaunas
die Neris mündet hier in der Memel: Kaunas
Ich finde die echt Klasse, die Steinmännchen in Kaunas (hab auch eins gebaut)
Luxusstellplatz beim France- Fan
Im Wigierski – Nationalpark hier sind die Planken alle schön breit
Genau an dieser Stelle legen wir am nächsten Tag mit unserem Boot für unser spätes Frühstück an

der Luxus Barbecue-Platz
Stellplatz, Kajak, Steg…der Rucksack mit Proviant und Handtüchern ist verstaut, es kann losgehen
Super, ne? Wir paddeln 3 x 30 Minuten und sehen das Kloster, Enten, ruhige und weniger ruhige Anlegestellen
Leckere Spezialität
Die Klosteranlage der Kamaldulenser ist auf der Wigry-Halbinsel sehr schön gelegen. Die Türme der Kirche Unbefleckter Empfängnis Allerheiligster Jungfrau Mariä sowie rote Dächer der Klostergebäude lassen sich von weit weg sehen. Die Kamaldulenser kamen 1667 hierhin und bauten ihr Kloster fast 50 Jahre lang.

bikers are different…
So eine coole Kneipe. Für die drei Pilger wurde der Herd nochmal angeschmissen …
Da ist es: MEIN Klapprad
Probefahrt…
Ausblick am Abend die erste…

Ausblick am Abend die zweite

4 Antworten auf “Tschüss Litauen – Hallo Polen”

  1. Hallo ihr beiden,
    ich bin total beeindruckt von eurer ausführlichen Berichterstattung und den tollen Bildern. Die Naturlandschaft sieht wunderschön aus und ich beneide euch um diese ruhigen und stillen Plätze. Vor allem sieht Harry auf den Bildern so herrlich entspannt aus :))
    lieber Harry ich habe überraschenderweise deine ehemalige 5s in Sport bekommen, die sind echt richtig gut drauf, hatten wohl nen guten Sportlehrer in der 5 :)) eine erste und auch die letzte Frage zum Unterricht an dich, welche Ballsportarten hast du mit der Klasse gemacht?
    Ich wünsche euch weiterhin ganz viele trockene Tage und unvergessliche Momente
    Liebe Grüße
    Caro

    1. Danke liebe Caro, wir geben uns Mühe es weiterhin lesenswert aber nicht zu spannend werden zu lassen. Harald wird dir später noch auf deine Frage antworten, gerade schwitzen wir Blut und Wasser auf engen, schlaglochübersäten polnischen „Straßen“ 😉

  2. Liebe Gwenda, lieber Harry,
    Ich schließe mich Caro an! Es macht richtig Freude Euch zu folgen und vor allem Harry so glücklich zu sehen! Super,
    Dank für Eure tollen Berichte und ich hoffe wir sehen uns nächste Woche irgendwie, liebe Grüße isabel

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