Erstens: wir haben es geschafft von Griechenland nach Albanien, über Montenegro und Bosnien nach Kroatien einzureisen. Jetzt haben wir nur noch einen 9km Korridor Bosnien vor uns, also nur noch eine Nicht-EU Grenze – und vier EU. Früher war EU gleichzusetzen mit Reisefreiheit … tja „früher“ halt.
Einschub zum Thema Grenzen: Willi will gerade von Deutschland zurück nach Ithaka – über den Landweg, genau wie wir in die andere Richtung. Wir stehen in Kontakt und wollen uns vielleicht treffen. Aber dann die böse Überraschung: jetzt lassen die Griechen auf einmal weder aus Albanien noch aus Nordmazedonien Leute einreisen, nur aus Bulgarien (wie sinnentleert). Für Willi bedeutet das, abgewiesen an der Grenze, zurück nach Dubrovnik, am nächsten Tag den anderen Grenzübergang nach Bosnien und dann den Riesenumweg über Bulgarien machen. Um 00:00h kommt die Nachricht: geschafft, wir sind in Griechenland. Chapeau, Willi.
Zweitens: wir sind geschafft. Nicht etwa von der langen Reise, sondern von Aufregung vor den Grenzübergängen (was völlig unbegründet war), den vielen Autos (soviele hatten wir in den letzten vier Monaten zusammen nicht, wie gestern an einem Tag), aber insbesondere von dem Wiedertreffen echter Touristen. In Albanien war noch alles gut, keiner da außer uns, aber hier in Kroatien fahren wir glücklich nachmittags auf den Campingplatz, an dem wir Anfang November schon mal stehen durften obwohl geschlossen und erstarren voller Entsetzen: hier gibt es Menschen, Camper, mit Hunden (ohne Kinder), Weißware und unglaublich viel Elan, an Strände zu gehen und zu Busreisen nach Dubrovnik aufzubrechen – auch am frühen morgen – mit dem Reiseführer in der Hand und dem Strohhut auf dem Kopf.
Fazit: Wir werden nie wieder „normal“ Urlaub machen können…
Was jetzt: erstmal hier weg. Obwohl in Kroatien freistehen verboten ist, sind wir uns sicher, dass wir abseits der Küste noch Stellen finden, an denen wir uns wieder so fühlen wie in Griechenland kurz nach dem Lockdown: allein (was Touristen betrifft) und willkommen (von den Einheimischen). Wir werden sehen und berichten.
P.S. für Rosi: ja, wir sind selber Touristen, aber… wir haben weder Reiseführer noch Strohhut, keine Adiletten mit Socken, keine Satellitenschüssel auf dem Dach und richten nicht stundenlang unseren Bus mit der Wasserwaage auf Keilen aus, obwohl der Untergrund eh eben ist. Nach über 11 Monaten leben in Karlchen fühlen wir uns, arrogant wie wir sind, mehr als Traveller. 😉